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Geschichte des Rhodesian Ridgeback


Ein neuer Hundetyp kann in fast jeder gewünschten Spezifikation an den heute gebräuchlichen Hunderassen unschwer geschaffen werden. Im Hinblick darauf, dass in unserer heutigen Welt die meisten Staatsgrenzen vor der Sturzflut der irdischen Bevölkerungsexplosion gesperrt sind, ist aber zweifelhaft, ob ähnliche historische Bedingungen jemals sich wiederholen können, um einen neuen Hundetyp zu schaffen, der dem Rhodesian Ridgeback ähnlich ist.

Der Rhodesian Ridgeback dürfte eine der letzten, wenn nicht überhaupt die letzte Hunderasse sein, welche sich unter natürlichen Bedingungen durch die über lange Zeit erstreckte wechselseitige Abhängigkeit zwischen Mensch und Hundegefährten in der Bewältigung der besonderen Nöte in einer speziellen Umwelt entwickelt hat. Der Rhodesian Ridgeback, wie wir ihn heute kennen, ist eine vergleichsweise junge Rasse. Einige seiner Ahnen aber sind sehr alt. Das Markenzeichen der Rasse ist der »Ridge« und jemandem, der über die Geschichte seines Ursprunges nicht Bescheid weiß, mag der Ridge kaum anders erscheinen, als ein kurios fehl gelenkter Haarstreifen oder als ein für den Ausstellungsring geschaffenes Schaustück. In Wirklichkeit ist der Ridge bei weitem keine Neuheit, sondern ist über viele Jahrhunderte hindurch im Weg über den afrikanischen Hottentotten-Jagdhund auf uns zugekommen.

Die holländischen Buren, Deutschen und Hugenotten, die im 16. und 17. Jahrhundert in Südafrika einwanderten, brachten jeder nach seiner Neigung die gewöhnlichen europäischen Hunderassen mit. Weil diese Leute ländliche Pioniere in einem neuen und unzivilisierten Land waren, überwogen die mittelgroßen und großen Arbeits- und Jagdhunde. Darunter waren Terrier, Spaniels, Mastiffs, Bulldogs, Bluthunde, Deerhounds und Saupacker ebenso wie viele Hunde von weniger vornehmer Abstammung. Niemand weiß Genaues über die Ahnen des Ridgebacks; während zweier Jahrhunderte ging es für beide, Mensch und Hund, ums Überleben der Tüchtigste.

Lange bevor Europäer im südlichen Afrika siedelten, hatten Angehörige des Hottentottenstammes als Gefährten, der sie auf ihren Jagdausflügen begleitete, ein Tier, welches seitdem Hottentotten-Jagdhund genannt wurde. Da man sie in Afrika heute nicht mehr auffinden kann, wurden gut erhaltene ausgegrabene Überreste studiert. Es war ein Hund mit spitzem Ohr und spitzer Schnauze, langer, buschiger Rute, langen Gliedmaßen und einem rotgoldenen Fell; das ist ein bedeutsamer Ahne des Ridgeback. Vermutlich von einem schakalähnlichen Tier abstammend, unterscheidet er sich in der Abstammung von jedem unserer gegenwärtigen Hunde. Ein hervorstechendes Merkmal des Hottentotten-Jagdhundes war ein in entgegen gesetzter Richtung verlaufender Haarstreifen entlang der Wirbelsäule.

Wahrscheinlich wurden - teils zufällig, teils mit bewusster Zuchtabsicht - die Hunde der weißen Siedler mit den zähen Hottentottenhunden gekreuzt und die höheren Qualitäten und die Lebenskraft dieser Sprösslinge wurden schnell erkannt. Die durch Generationen hindurch in Not und Beschwerlichkeit geprägten Hottentotten-Hunde lieferten den Europäer-Hunden die erforderliche Zähigkeit. Viele dieser Kreuzungen überlieferten den »Ridge« des Eingeborenenhundes und es kam so weit, dass das Vorhandensein eines Ridges als Mittel zum leichteren Erkennen des wünschenswerten Typus diente. Die nachfolgenden Generationen aus der Zucht von ridgetragenden Abkömmlingen untereinander festigten den Ridge als erbliches Merkmal. Die durch eine Periode von 200 Jahren erfolgte Vermischung der besten Qualitäten vieler europäischer Rassen mit dem Hottentotten-Jagdhund ergab den unmittelbaren Vorfahren des heutigen Ridgebacks. Der Hottentotten-Jagdhund ist, soweit man weiß, in Afrika ausgestorben, aber Hunde mit Ridges findet man noch in Kambodscha und auf der Insel Phu Quoc im Golf von Siam. Beide werden als Nachkommen des Hottentotten-Hundes angesehen, der durch seefahrende Kaufleute und Sklavenhändler auf den jahrtausend alten Handelsrouten Verbreitung fand. Der Phu Quoc-Hund hat in der isolierten Insellage seine Erb-Identität bewahren können und man nimmt daher an, dass er seinen Vorfahren, dem Hottentotten-Hund, gleicht. Im Jahre 1875 brachte ein Missionar, Rev. Charles Helm, 1 Paar ridgetragender Kreuzungen zwischen Hottentotten-Hund und europäischer Rassen vom Kap der Guten Hoffnung nach Rhodesien. Einige Nachkommen dieses Paares wurden verwendet, um eine Meute von Jagdhunden zusammenzustellen, die Cornelius van Rooyen gehörte, einer frühen Autorität des »Wildlife« von Südafrika. Der Ruhm von van Rooyens »Löwenhunden« war weit verbreitet und für einen Hund aus seiner Zucht wurde ein stolzer Preis gezahlt. Ein Photo von ihm, das ihn in hohem Alter mit einigen seiner Hunde zeigt, läßt erkennen, daß seine Hunde große, langbeinige Tiere waren, mit der typischen Bauart und dem Ridge unserer heutigen Hunde.

Van Rooyen hat für die Nutzbarkeit, die Entwicklung und für das Bekanntwerden des Ridgeback wahrscheinlich mehr getan als alle seine Zeitgenossen. Es ist größtenteils dem Einfluß und den Bemühungen von F. R. Barnes zuzuschreiben, dass im Jahr 1922 der »Rhodesian Ridgeback Club« in Afrika gegründet wurde, um die Züchtung und Ausstellungen der Ridgebacks zu fördern, einen Standard festzulegen und die charakteristischen Merkmale der Rasse zu bewahren. Der damals niedergeschriebene Original-Standard hat seitdem keine wesentlichen Veränderungen erfahren. Im Jahre 1924 wurde der Rhodesian Ridgeback vom südafrikanischen Kennel-Club als eigene Rasse anerkannt. Ursprünglich als »Gun dog« klassifiziert, wurde er 1949 zu den »Sportingdogs« eingereiht. Ende der 20-er Jahre kamen die ersten Ridgebacks nach England und Amerika, erst mehr als 25 Jahre später wurden die ersten »Löwenhunde« in Deutschland und in der Schweiz registriert.

Quelle: Rhodesian Ridgeback Club Österreich





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